Bericht über die Unterstützung im Hochwassergebiet

Staffeler Straße, das stand auf dem halb umgeknickten Schild, welches ich mit dem Baggergreifer vom Gehweg räumte. Diese und die umliegenden Straßen waren für drei Tage unser Arbeitsbereich im Katastrophengebiet Ahrweiler.In Größe und Struktur vielleicht vergleichbar mit dem Gebiet Theodor-Heuss-Straße bis Konrad-Adenauer-Straße in Bohmte. Und doch gerade völlig anders.

Die Eindrücke von der kurzen Zeit vor Ort sind so vielfältig und stellenweise diffus, dass mir das Schreiben eines umfassenden und gut strukturierten Berichtes nicht leicht fällt. Der Text braucht eine gewisse Länge, sonst lässt sich das nicht ansatzweise darstellen.

Zunächst einmal einen ganz ehrlichen Dank an alle diejenigen, die uns materiell, finanziell oder einfach mit lieben Worten bei dem Unterfangen unterstützt haben. Und unseren Feuerwehrkameraden in Bohmte, die nach unserer Rückkehr eigeninitiativ bei Reinigung und Aufräumen geholfen haben. Ihr seid der Hammer! Wir hätten es auch ohne euch gemacht aber so war noch besser!

Uns, das sind übrigens Marcel Rosemann , Michael Schnittker , Lars Schlicke , Reiner Nickel, Brigitte Fortmann und ich.

Für die Nächte waren wir sechs und zwei weitere Leute ganz alleine in dem riesigen ehemaligen Kloster am Kalvarienberg untergebracht. Unglaublich groß, hatte was von Hogwarts – beinahe furchteinflößend. Dort gab es immerhin Strom. Fließend Wasser in der 27.000 EW-Stadt überhaupt nicht. Isomatte und Schlafsack mussten reichen.

Vorab sei gesagt, dass die zahlreichen Bilder, Berichte und Videos im Netz oder sonstwo nicht wiedergeben können, wie es vor Ort wirklich aussieht. In der Anzahl der betroffen Einwohner und Gebäude dürfte Bad Neuenahr-Ahrweiler wohl am stärksten betroffen sein aber es gibt Orte, in denen die Zerstörung noch deutlich stärker ausfällt. Wirklich unvorstellbar!

Unser Job bestand darin, aus den Straßen und Gärten den angefallen Sperrmüll und abgelagerten Schlamm zu laden und abzufahren. Wir haben nicht Buch geführt aber es dürften wohl um die 400m³ gewesen sein. Außerdem hat Brigitte zunächst im Büro eines Betriebes geholfen die wichtigsten Akten/Fahrzeugpapiere/Finanzunterlagen zu sichern, zu reinigen und zu trocknen und hat anschließend direkt den Betrieb der Verpflegungsstation am Fuße des Klosterberges übernommen. Somit konnten die Damen, welche teilweise selbst stark vom Hochwasser betroffen waren, endlich eine Pause einlegen und sich um eigene Probleme kümmern.

Eine stellenweise völlig zerstörte Infrastruktur lässt uns daran zweifeln, dass in großen Teilen der Stadt die Menschen das kommende Weihnachtsfest in ihrem Zuhause verbringen werden. Die Bilder wiederholen sich hundertfach.

Die Schäden, die Zerstörung sind die eine Sache, die vielen Gespräche mit direkt betroffenen Menschen und Helfern/Rettern der ersten Stunden und Tage eine völlig andere. Die Menschen haben unvorstellbare Dinge erlebt, viele haben binnen Minuten um ihr Leben bangen, manche um ihr Leben kämpfen müssen. Nicht alle haben den Kampf gewonnen, wir haben von schlimmen Schicksalen gehört. Man bekommt Gänsehaut.

Und zugleich ist vor Ort der tiefe Schock und die Verzweiflung der ersten Tage derzeit einer einer pack-an-Stimmung gewichen. Wir konnten mit den Leuten gute Gespräche führen, Scherzen und Lachen. Es geht voran. Das ist auch dem Einsatz unzähliger freiwilliger Helfer geschuldet und dafür herrscht eine große Dankbarkeit. Ob mit Eimer und Schaufel oder großem Gerät; es ist so wichtig, dass so viele Helfer dort sind. Am Samstag war dann absoluter Hochbetrieb in den Straßen. Kegelklubs, Sportvereine,…alle haben einfach angepackt. Smartphones zum filmen oder Selfies machen habe ich kaum gesehen. Die vielen jungen Leute waren dort um anzupacken! Manche wirkten, als hätten sie zum ersten Mal eine Schaufel in der Hand. Aber sie haben es einfach gemacht. Sahen später durch den Schlamm aus den Kellern aus wie Sau aber sie haben es gerockt. Alleine können die Betroffenen das auch nicht zeitnah schaffen und mancher würde unter der Last zerbrechen. Die große Solidarität ist so wichtig, die eintreffenden Sachspenden sind derzeit aber kaum zu bewältigen. Wir haben die Berge von Gütern selber gesehen, um die sich niemand kümmert da sie derzeit auch kaum jemand benötigt. Viel wichtiger ist Geld. Vor allem für die Leute, die nicht entsprechend umfangreich versichert sind. Mit diesem Ausmaß konnte niemand rechnen, darauf konnte sich niemand vorbereiten.

Unser Beitrag vor Ort war ein ganz kleiner Tropfen Wasser auf einen großen heißen Felsen.

Die kurze Zeit hinterlässt nachhaltige Spuren.

Wir sind nach drei Tagen wieder Richtung Heimat aufgebrochen. Finanziell sind unsere Kosten gedeckt. Es hat uns nicht mehr als etwas Zeit gekostet. Am liebsten wären wir noch geblieben. Bei den anderen, ausnahmslos netten und ganz starken Helfern und Anwohnern vor Ort.

Hier ist alles wie immer – surreal!

Liste der Spender und Spenderinnen die uns bei unserem Wochenende unterstützt haben:

  • Schuhaus Busch
  • Energiebüro Bohmte
  • Tankstelle Q1 Tebben
  • Trockenbau Schütz
  • Landgasthaus Gieseke Asshorn
  • Wasserverband Wittlage
  • Heitbrink Recycling
  • Lohnunternhmen Kreyenhagen
  • Aphotheke Flerlage
  • Tischlerei Olberding
  • Gärtnerei Fortmann
  • Reifenservice Rosemann
  • Equilibrium Bohmte
  • Containerdienst Fortmann und Köster
  • Garten Landschaftsbau Fortmann
  • diverse private Sachspenden

Text und Fotos: Robert Fortmann

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Schreibe einen Kommentar